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Haus Betlehem – 10.09.2023

An Tagen wie diesen wünsche ich mich in die Zeit zurück, als das Wünschen noch geholfen hat, aber es gibt kein Zurück und wir mussten die Hitze, den Lärm und die zeitweise Unfreundlichkeit gepaart mit latenter Aggression ertragen. Mag es auch des nächtens für einen Obdachlosen angenehm sein, auch ohne 5 Lagen Kleidung und Schlafsack, zumindest ich bin an meine Grenzen gekommen, habe aber durchgehalten. Wie oben schon gesagt, zumindest 5 ° weniger hätten es mir leichter gemacht, durchzuhalten. Außer Obst, Eistee, den Donuts fanden auch Waschsets etc. reißenden Absatz. Am Ende des Tages kamen wir uns beinahe wie ausgeraubt vor. So leer habe ich unser ArztMobil noch nie gesehen. Medikamente und Verbandsmaterial waren natürlich nicht aufgebraucht, wurden aber auch in größeren Mengen benötigt. Offene und infizierte Wunden machten die Hauptarbeit im Wagen. Zu spät Gekommene waren höchst unzufrieden, bei den Nonnen kein Essen mehr zu bekommen, manch einer war nur schwer zu beruhigen. Öffnungszeiten sind halt einzuhalten. Jeder sollte es wissen, und zu allem Elend gabs halt bei uns auch nichts mehr. Erstaunt hat mich heute die große Anzahl ukrainischer Taubstummer. Ihnen zu helfen war mühsam. Dem Himmel sei dank, hatte eine junge Frau ein Smartphone mit live Übersetzungsapp, sodass doch eine Verständigung möglich war. Ich hatte bis heute geglaubt, dass ukrainische Flüchtlinge die am besten versorgten seien. Heute war ich ein wenig desillusioniert. Wir nennen uns einen Sozialstaat, heute quälte mich die Frage, „wie sozial sind wir wirklich“. Wer kümmert sich um diese Klientel?
Es gab heute auch eine gewisse Großzügigkeit, Kleiderspenden etc. Auch diese wurden wir sofort wieder los. Zurück an unserem Stützpunkt: Autos reinigen, Vorräte ergänzen und am Schluss noch meditatives Ausfegen des Stützpunktes, eigentlich meine Aufgabe. Zum ersten Mal war ich so ganz und gar keine Hilfe. Dröhnende Kopfschmerzen hatten mich außer Gefecht gesetzt. Wie ihr am Foto sehen könnt, war am Ende der Schicht nicht mehr viel los mit mir. Ich danke dem Team:
Anne, Michael und Manuel, dass es mich so gut unterstützt hat.
Günther.