Reeperbahn und Hafenstrasse – 08.01.2023
„Ich bin so erschöpft“. R. ist den Tränen nahe. Die Füße sind entzündet und schmerzen, die Haut pellt sich von der Sohle, die Unterschenkel fleckig verfärbt. Dann das Leben auf der Straße, keine Aussicht auf einen Job. Plötzlich hellt sich sein Gesicht auf, die Augen beginnen zu leuchten, als er von seinen Töchtern erzählt, zuhause, weit weg von hier. Aber die Realität ist schnell wieder da. Die Beine müssten besser werden, dafür gibt es Medikamente. Aber das Leben zu „verbessern“ scheint kaum möglich. Hoffnungslosigkeit. Ich denke an meine Töchter, zu denen ich gleich nach Hause fahre und heule fast mit…
„Da drüben liegt noch einer“. Ein Häufchen, fast verschwindend hinter den geparkten Autos. Unter einer dünnen Decke. OK, ansprechbar, scheint soweit gesund. Aber heute Nacht wird es kalt. Ein Kumpel bringt eine sehr dünne Decke. Aber er kümmert sich. Wir bringen einen Schlafsack, die HelferInnen vom Roten Kreuz, die auch gerade unterwegs sind erklären sich bereit, den Kältebus zu benachrichtigen, damit abends nochmal jemand nach ihm schaut. Mehr geht leider nicht. Aber wenn sich alle ein bisschen kümmern, können wir weitere Kältetote verhindern.
Und zwischen Wunden reinigen, Blutdruckmessen und (viele!) Erkältungsmedikamente einpacken verhilft Mae noch einem Patienten zu einem neuen Haarschnitt. Man muss halt flexibel bleiben…
Derweil versorgen Andrea, Britta, Mirja und Tatjana zusammen mit den „Elmshorner Suppenhühnern“ die Wartenden mit Essenspaketen. Viele wünschen ein gutes neues Jahr und sind froh, dass wir uns kümmern und immer für alle da sind.
Und heute wurde unsere Arbeit von einem Filmteam des NDR begleitet. Wer sich also einmal anschauen möchte, wie unsere Arbeit so aussieht – wir werden den Ausstrahlungstermin hier nennen. Stay tuned!
Wer die Not sieht, muss handeln!
Michael mit Mae und Toni