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Haus Betlehem – 14.03.2021

Haus Bethlehem in der Budapester Straße. Der Regen hat endlich aufgehört, viele Männer und einige Frauen warten auf die Essensausgabe der Schwestern der Mutter Teresa. Normalerweise sitzen sie Sonntags innen im Speisesaal, wo sie in Würde ein warmes Essen zu sich nehmen können. Corona hat auch das zunichte gemacht. Aber immerhin bekommen sie eine prall gefüllte Tüte mit gutem Essen. Auch das Obst, das wir vor dem Arztmobil ausgeben, findet reißenden Absatz. Hunger. Wenn man darüber nachdenkt, klar: Auch Obdachlose arbeiten. Sie jobben, sammeln Flaschen oder betteln. Auch diese Jobs fallen in Lockdown-Zeiten flach. Gleichzeitig ist die Versorgung durch Hilfsorganisationen eingeschränkt. Da bleiben unsere Bananen eine Delikatesse.

Sprache verbindet. Aber manchmal geht es auch ohne sie. A. stand nicht in der Zeitung. Er hat zum Glück die Kälte überlebt. Aber vor 3 Wochen mussten ihm alle Zehen amputiert werden. Erfroren. Bei der Wundkontrolle heute sehen die Wunden sauber aus. Der Verband ist pikobello. Ich kann mit A. nicht sprechen, er kann nur Polnisch, ich nicht. Sein Freund, der ihn begleitet, und uns detailliert die Geschichte erzählt auch nicht. Aber er kümmert sich, wechselt täglich die Verbände, bringt ihn Mittwochs zur Praxis ohne Grenzen und sorgt dafür, dass A. eben nicht mit eiternden, stinkenden Wunden herumläuft, wie so viele andere auf der Straße. Mitmenschlichkeit und Solidarität brauchen keine Sprache.

K. hat die Krätze, klare Sache. Vorsichtige Frage: Kannst Du duschen, Wäsche waschen, wo schläfst Du? Er strahlt: Im Hotel! Uns fällt ein Stein vom Herzen. OK, duschen, Salbe am ganzen Körper auftragen und frische Klamotten anziehen. Dann wird es schnell besser. Die Medikamente haben wir immer dabei, aber ohne die richtigen Umgebungsbedingungen sind sie bei dieser eigentlich gut zu behandelnden Krankheit wirkungslos. Ein sauberes, sicheres Heim macht nicht nur glücklich sondern auch gesund. Leider weiß niemand, wie lange es diese von Spenden finanzierten Projekte noch geben wird. Die Stadt Hamburg hat leider kein Interesse daran. Dabei würde das sowohl den notleidenden Menschen auf der Straße als auch der notleidenden beherbergungsbetrieben helfen. Eigentlich eine Win-Win-Situation, wie man so schön sagt…

Denn:

Wer die Not sieht, muss handeln.

Michael, mit Elham und Michael